9. Nov. '20

Alles an meinem Produkt ist gleich wichtig

Felsenformation

Einleitung:

Als Product Owner in agilen Projekten steht man oft vor der einfachen aber schwierigen Frage, welche Produkteigenschaften als erstes umgesetzt werden sollen. Diese Priorisierung erscheint oft unmöglich. Wie kann ich mich dieser idealen Priorisierung annähern? Der Artikel beschreibt wie man anhand des Kano-Modells seine Anforderungen gruppieren kann um diese besser zu priorisieren.


Aus dem Alltag

Ich war in einem aktuellen IT-Projekt als Agile Coach engagiert und wir standen vor der Herausforderung eine Software von der Pike auf neu aufzubauen. Hierzu sammelten wir fleißig Anforderungen, standen aber schnell vor dem Problem: Wo fangen wir denn an mit der Implementierung? Die agile Antwort auf diese Frage lautet einfach „mit dem, was dem Kunden am wichtigsten ist“. Das klang logisch, war aber schwer in die Praxis umzusetzen. Warum? Weil viele früher nicht über Priorisierungen nachgedacht haben, sondern nur über „fertige Produkte“ gesprochen haben. Fertig meint nicht 30% oder 40%, sondern 100%. Wenn ich aber irgendwo anfangen muss, hilft mir das nicht weiter. Methodisch sind wir es aus klassischen Projekten gewohnt mit Lasten- und Pflichtenheft zu arbeiten – in agilen (Scrum) Projekten arbeiten wir mit Backlogs. Auf den ersten Blick mag man meinen der Unterschied läge lediglich darin, dass das Backlog eine Priorisierung enthält. Die Unterschiede gehen aber tiefer:

Lasten und Pflichtenheft:

Backlog:

Beim Business Value setzt nun die Frage von oben an: Was ist denn der Business Value für den Kunden? Das Kano Modell gruppiert die Anforderungen der Kunden in drei Kategorien:

Kano Diagramm

Das Auto-Beispiel verdeutlicht auch sehr gut, dass Merkmale über Zeit die Kategorien verändern. Viele technologischen Innovationen die einmal Leistungsmerkmale waren sind nun Basismerkmale, die als „Standard“ erwartet werden – z.B. ESP, Airbags, Servolenkung, etc.

Zurück im Projekt

Das Kano Modell zwingt uns, durch die Brille des Kunden zu blicken. Was ist hier der Standard (auch im Hinblick auf die Konkurrenz) und was begeistert mich? Hat man diese Merkmale gedanklich im Kopf kann man bei den Basismerkmalen, dann den Leistungsmerkmalen und dann den Begeisterungsmerkmalen beginnen.

Gleichzeitig definierten wir im Projekt Meilensteine anhand der Kundenzufriedenheit. (Y-Achse) Diese sind natürlich nicht scharf zu umreißen, zwingen aber z.B. durch Umfragen quantifizierbare Werte einzuholen und somit das einzige was zählt messbar zu machen: Kundenzufriedenheit anhand lauffähiger Software.

Weiterführende Links: